Viele Wähler im Swing State Michigan sind mit Bidens Nahost-Politik unzufrieden – und das haben sie ihn bei der Vorwahl spüren lassen. Besser lief es für den republikanischen Bewerber Trump.

Sebastian Hesse

Von Sebastian Hesse, ARD Washington

„Wenn wir Michigan gewinnen, dann gewinnen wir die gesamte Wahl,“ so kommentierte Donald Trump von Florida aus seinen fünften Vorwahl-Sieg in Serie. Zuletzt hatte er am vergangenen Wochenende South Carolina gewonnen, den Heimatstaat seiner einzigen verbliebenen Rivalin Nikki Haley.

Gestern Abend erwartungsgemäß auch ein deutlicher Triumph in Michigan: Anders als bei den vier vorausgegangenen Vorwahlen ist Trump diesmal nicht einmal vor Ort gewesen. Zusätzlich dürfte ihn erfreut haben, dass sich zwar auch Joe Biden Michigan sicherte, der aber mit blutiger Nase.

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„Neutral“ statt Biden

„Ich habe mein Kreuzchen bei ‘uncommitted‘ gemacht und nicht bei Biden“, so die demokratische Stammwählerin Jo-Anne in ihrem Wahllokal in Ann Arbor. Weil der den „schrecklichen Krieg“ in Israel finanziere.

„Uncommitted“, zu Deutsch etwa „neutral“: Das war in Michigan der Polit-Begriff des Tages. „Uncommitted“ kreuzt an, wer sich für keinen Kandidaten erwärmen kann – oder, wie hier, dem Spitzenreiter einen Denkzettel verpassen will. Im Falle Biden wegen dessen Nahost-Politik.

Eine Person hält einen Flyer, auf dem erklärt wird, wie Wähler bei der US-Vorwahl in Michigan "uncommitted" stimmen können.

Eine Person hält einen Flyer, auf dem erklärt wird, wie Wähler „uncommitted“ stimmen können. Oben drüber steht: „Sagt Joe Biden, dass wir Genozid nicht unterstützen.“

„USA für die Würde der Palästinenser“

„Das ist längst nicht mehr nur die arabische oder muslimische Wählerschaft“, betonte auf CNN die demokratische Beraterin Alencia Johnson. Der progressive Flügel der Partei hatte dazu aufgerufen, Biden mit möglichst vielen „uncommitted“-Stimmen einen Denkzettel zu verpassen und ihn zu einer härteren Gangart gegenüber der Netanyahu-Regierung in Israel zu drängen.

„Es geht darum zu bekräftigen, dass die USA auf Seiten der Menschenrechte stehen und für die Würde der Palästinenser eintreten“, betont Abraham Aiyash. Der Demokrat ist Abgeordneter in Michigan und ranghöchster Muslim im Landesparlament. Die Kampagne, die er unterstützt, hatte sich zum Ziel gesetzt, mit rund Zehntausend „uncommitted“-Stimmen ein Zeichen zu setzen: Dieses Ziel hat sie eindrucksvoll um ein Vielfaches übertroffen.

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Jede Stimme zählt

Und das dürfte das Biden-Lager nervös machen: Im Wechselwähler-Staat Michigan können Stimmen im fünfstelligen Bereich bei der Präsidentschaftswahl wahlentscheidend sein. 2016 gewann Trump hier mit einem 11.000 Stimmen Vorsprung vor Hillary Clinton; 2020 verlor er hier gegen Biden, der rund 154.000 Stimmen Vorsprung hatte.

„Biden muss jetzt wieder Hilfsgüter nach Gaza liefern, zur Not mit Hilfe des US-Militärs“, rät im CNN-Interview Ro Khanna, demokratischer Kongressabgeordneter aus Kalifornien. „Er muss auf eine dauerhafte Waffenruhe und die Freilassung der restlichen Geiseln drängen.“ Nur so seien die Protestwähler von Michigan und Gleichgesinnte in anderen Staaten zurück zu gewinnen: Der US-Präsident müsse im Nahen Osten das Sagen behalten, angesichts der massiven Militärhilfe, die Amerika den Israelis leistet.

Player: videoEx-Präsident Trump und Amtsinhaber Biden gewinnen Vorwahlen im US-Bundesstaat Michigan

Sendungsbild | ARD-aktuell

00:30 Min

Ex-Präsident Trump und Amtsinhaber Biden gewinnen Vorwahlen im US-Bundesstaat Michigan

tagesschau, 28.02.2024 06:00 Uhr

Super Tuesday am 5. März

Nun wird mit Spannung erwartet, ob Biden vor dem anstehenden Super Tuesday einen nennenswerten Kurswechsel vornimmt: Am 5. März finden in insgesamt 15 Bundesstaaten Vorwahlen statt. Auch für Donald Trump ist das Datum von Bedeutung: Nikki Haley will es am Super Tuesday noch ein letztes Mal wissen.

Player: audioBiden und Trump gewinnen die Vorwahlen in Michigan

Hintergrundbild für den Audioplayer | ARD-aktuell

Biden und Trump gewinnen die Vorwahlen in Michigan

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